Was macht ein Clown mit dem Tod?
Dieser Frage bin ich nachgegangen und habe mich auf die Reise in den hohen Norden gemacht. Gefahren bin ich mit dem Zug über den wunderschönen Hindenburgdamm auf die Insel Sylt. Hier war ich nun, nicht als Snob, auch nicht als Punk, sondern als Clownin mit diesem speziellen Thema. Am Strand ist mir der Tod an einem Tag gleich zweimal begegnet, einmal als toter Fisch und als toter Vogel. Der Tod gehört eben zum Leben.
Das Leben ist wundervoll.
Es gibt Augenblicke, da möchte man sterben.
Aber dann geschieht wieder etwas neues,
und man glaubt, man sei im Himmel.
Édith Piaf
Sich mit dem Tod auseinander zusetzen ist eine Sache, mit dem eigenen noch einmal etwas ganz anderes.
Wie geht ein Clown mit diesem Thema um?
Humor und der Tod, dieses Thema hat viele Facetten: Galgenhumor, Schwarzer Humor, Ironie oder gar Sarkasmus.
Zuerst entsteht eine Gruppe, die für eine intensive Zeit von fünf Tagen zusammenwächst. Zuerst widmet man sich dem Thema Trauer, das der Tod oder Verlust mit sich bringt, man schaut bei sich vorbei, und teilt mit, was wichtig ist. Man kommt ins Fühlen, ins Spüren, was kommen für Gedanken und was höre ich mich denn da selber sagen? Unsortiert und unvorbereitet einem interessierten Zuhörer etwas mitzuteilen hat eine ganz große Wertigkeit. Ich denke die ganze Woche nach, wie gut mir das tut und ich höre auch gerne zu.
Wir beschäftigen uns mit Emotionen, Körpersprache, Mimik und Mimesis. Mit Mimesis wird die darzustellende Situation mit Körpersprache bekräftigt. So wird die Idee, wie es dem Tod wohl geht, mit seinem klaren Auftrag in die Darstellung und künstlerische Freiheit verwandelt.
Dann in Rollen schlüpfen, eine Bestimmung, einen Auftrag bekommen. Wie geht es mir, wenn ich dem Tod noch einmal von der Schippe springe, weil ich doch noch nicht "dran" war. Ich hatte mich einfach "verhört". Dann als Tod ignoriert werden, weil der Clown weder Tod noch Teufel fürchtet. Den Löffel abgeben, den Schirm zumachen, die Radieschen von unten anschauen, ja, genau, sogar etwas mit dem Leben bezahlen. Absurd zu fühlen, ich bin raus, für die anderen geht es weiter und das ist ok so. Zuzusehen, wenn jemand bis zum Schluss bleibt, ohne alle anderen? Allein?
Bei all den Emotionen kommt mir das Meer und die Dünen in den Pausen, am Abend und am frühen Morgen gerade recht. Kann ich doch einiges mit der Natur ausmachen.
Das Thema Tod begleitet mich schon seit ich denken kann. Meine Mutter verstarb als ich 7 Jahre alt war.
Da Lesen eins meiner besten Hobbys ist, habe ich mich viel mit dem Thema Tod befasst und bin auf die 5 Dinge gestoßen , die Sterbende am meisten bereuen:
Versäumnis Nummer 1:
Ich wünschte ich hätte mehr Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben, statt so zu leben, wie andere es von mir erwarten.
Versäumnis Nummer2:
Ich wünschte ich hätte nicht so viel gearbeitet.
Versäumnis Nummer 3:
Ich wünschte ich hätte den Mut gehabt, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
Versäumnis Nummer 4:
Ich wünschte, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden gehalten
Versäumnis Nummer 5:
Ich wünschte, ich hätte mir mehr Freude gegönnt.*
Alles Ding, die man ganz gut umsetzen kann. Aber schon das Wort Versäumnis! Etwas versäumt haben, das kann man nicht mehr rückgängig machen, tja: Im nächsten Leben ist es eben zu spät!
Was einen sonst noch mit dem Thema beschäftigt, erzählt man Wind und Wellen der Nordsee an diesem wunderschönen Ort.
... und ja, ich bin hier auch mir selbst begegnet, mir regelrecht ständig über den Weg gelaufen. Ich bin in Gedanken meinem Traumtod begegnet und hab festgestellt, dass ich keinen einzigen Einfluss auf ihn habe, wie bei meiner Geburt auch nicht. Ich habe einmal auch mit Trotz reagiert, was wäre wenn jetzt? Dann dachte ich tatsächlich, es wäre echt auch etwas schade um mich. Das JETZT zählt.
Zum guten Schluss noch etwas witzigwahres und ich schließe mit dem wertvollen Gedanken, dass ich sehr dankbar bin, dass ich heute weder das eine noch das andere....
"Wenn du tot bist, weißt du nicht, dass du tot bist.
Schmerzhaft ist es nur für die anderen.
Das Gleiche gilt übrigens auch, wenn du dumm bist."
Ricky Gervais
Herzlichst, Eure Lilli Spirelli
*(Quelle: 5 DINGE, die Sterbende am meisten bereuen von Bronnie Ware)
Ein weiteres gutes Buch ist "The End" von Eric Wrede, der vom Musikmanager zum Bestatter wurde.*
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Bettina Rottner-Schmidt
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