Sehnsucht in Krisenzeiten, ja so könnte man sagen...
Ein unvergessliches Jahr neigt sich dem Ende zu und es gibt Hoffnung auf Veränderung.
Was soll sich denn alles verändern, frage ich mich dann doch, in dieser Zeit der Stille und des Neubeginns zwischen Weihnachten und dem baldigen Beginn des neuen Jahres 2021.
So ganz "dazwischen" zwischen den Jahren, in der "Zwischenzeit", "zwischen heute und morgen"....
Jetzt bin ich Clown und wir sind keine Experten für Viren und Bakterien. Was wir aber wissen ist, dass Lachen ansteckend ist! Ist das jetzt ein Lachbakterium? Dann würde ich es gerne verbreiten. Auch sind wir Clowns keine Künstler in Zahlen und Werten, wie Inzidenz und Reproduktion.
Unsere Werte sind Gemeinsamkeit, die Fröhlichkeit, die Lebensfreude und die Begegnung mit Menschen. Das ist, was uns nährt und inspiriert.
Wir sind Fachleute im Scheitern, im Hinfallen und wieder Aufstehen im paradoxen und unlogischen Handeln. Wir können Dingen Leben einhauchen und mit ihnen spielen, wir können ein Publikum begeistern und sind Meister der Improvisation. Wir sprechen eine eigene Sprache wir machen Musik.
All das ist im Moment nicht möglich. Aber vielleicht schon bald. Der Lichtblick am Ende des Tunnels ist eine Impfung. Wenn das jetzt so einfach wäre, wie die Schluckimpfung in meiner Kindheit. Ist es aber nicht.
Ja, meine Kindheit, auch da habe ich Sehnsucht. Nach dem einfach sein, Kind sein. Zum Glück gibt es da die Clownin in mir, die sich das bewahrt hat, was uns Erwachsenen oft verwehrt bleibt. Einfach sein...
Wie im Lied von Willi Astor.
Sehnsucht habe ich auch nach unseren Bewohnern in den Pflegeheimen, die wir seit Februar nicht mehr besuchen können. In fast zwei Jahren haben wir Beziehungen gelebt, Menschen kennengelernt, Pflegekräfte, HeimleiterInnen, Angehörige. Die Erinnerung an manches Gespräch im Dienstzimmer, bei Übergaben. Was liegt denn an, wie geht es den Menschen, die wir besuchen? Unerwartetes, Erfreuliches, Unglaubliches und auch der plötzliche oder lang erwartete, ja sogar erlösende Tod, war Teil unserer Einsätze im Pflegeheim. Auch eine fortschreitende Krankheit, wie Demenz und Depressionen. Gelebte Leben, die auch erfüllt waren mit Lebensthemen, wie Familie, einem Handwerksbetrieb oder auch einem nicht so guten Leben, das mit Schicksalsschlägen behaftet war. Auch die Erfahrung, dass unser heutiger Stand der Medizin nicht alles kann. Wir haben als Clowns Menschen begleitet, die langjährig im Pflegebett lagen, wo eine Ansprache nicht möglich war. Dann singen wir ein Lied zum Lebensthema oder geben eine sanfte Berührung. Dann bleibt nur das eigene Gefühl, ob das jetzt richtig war und dann die Frage, ob es ein Richtig oder Falsch gibt? Im Sinne der Wertschätzung und der Zeit für den Menschen sicherlich nicht. Die Alternative wäre nichts zu tun.
Dankbar bin ich für den Fortschritt. Unsere Kollegen im Mittelalter, als wir noch Gaukler und Spielleute waren, hatten oft nicht so viel zu lachen.
Pflege ist Zeit für Menschen, deshalb schlägt mein Herz für die Pflege. Wir Clowns sind nur ein kleiner Teil davon. - Und wenn ich mir eine Veränderung wünschen könnte, dann wäre es eine, für die Menschen, die diesen Beruf mit Überzeugung gewählt haben.
- Pflege geht uns alle an -
Ich werde in meinem ganz eigenen "Zwischen" meinen Lieblingsfilm Patch Adams zum xten mal anschauen und mich wieder inspirieren lassen.
Auch habe ich eine große Sehnsucht zu verreisen und die Vorfreude darauf. Im Moment bleiben die Erinnerungen daran und Dankbarkeit für das vergangene Jahr.
Denn, es ist doch nie zu spät ein schönes Jahr 2020 gehabt zu haben.
Zum schönen Schluss das Gedicht von Joseph Beuys das Mut macht für das kommende Jahr, dann ist alles gesagt:
Lass Dich fallen
Lerne Schlangen beobachten
Pflanze unmögliche Gärten
Lade jemanden Gefährlichen zum Tee ein
Mache kleine Gesten
Werde Freund von Freiheit und Unsicherheit
Freue Dich auf Träume
Weine in Kinofilmen
Schaukle so hoch du kannst
Tue Dinge aus Liebe
Mache eine Menge Nickerchen
Gib Dein Geld weiter
Mach es jetzt
Glaube an Zauberei
Lache eine Menge
Nimm Kinder ernst
Bade im Mondlicht
Lies jeden Tag
Stell Dir vor Du wärst verzaubert
Höre alten Leuten zu
Freue Dich
Lass Deine Angst fallen
Unterhalte das Kind in Dir
Umarme Bäume
Schreibe Briefe LEBE!
-Joseph Beuys-
Einen guten Start ins neue Jahr 2021 wünscht euch eure Lilli
Dieses Zitat stammt vom Freiherr Heinrich Friedrich Karl von und zum Stein, es ging dabei ursprünglich wohl auch darum, sich zu rüsten. Ich habe es zusammenhanglos für mich beansprucht und würde sagen, rein clownisch übersetzt, egal was da draußen los ist, Wasser das ich nicht aufhalten kann, muss ich fließen lassen. Wenn es auch schwerfällt, bei allem was gerade geschieht, Ruhe zu bewahren, bei sich zu bleiben und sich nicht zu sehr vom Außen beunruhigen zu lassen lassen. Denn ich kann an anderer Stelle etwas tun, auf das ich Einfluss habe und mein Herz zum Hüpfen bringt. Ich bin Clown im Pflegeheim, aus Überzeugung und als meine große persönliche Herzensangelegenheit. Warum Clown im Pflegeheim? Nun ja, bei einem unserer letzten Besuche wünscht uns Frau M., Bewohnerin im Pflegeheim und schon gute, alte Freundin, Folgendes: "Falls ihr einmal so alt werden sollt wie ich (96 Jahre), dann sollt ihr auch so lieben Besuch bekommen!" Ein schöner Wunsch, der mich gleichzeitig nachdenklich macht. Wie sieht denn unsere Pflege aus, in 10 oder 20 Jahren? Veränderung braucht Zeit und Pioniere, die sie angehen. Dabei wäre die Frage, von jedem einzelnen zu beantworten: Wie möchte ich denn gepflegt werden, sollte es so kommen? Was wäre das Allerwichtigste, was wäre möglich und was nicht. Ich begebe mich auf Walt-Disneys Spuren und seine berühmte Methode: Was sagt mein Träumer, was mein Realist und was mein Kritiker. Und ich denke, viel wäre möglich und Menschlichkeit kostet nichts. An diesem Tag hat Frau M. 3 Wünsche 1. ihr Herz soll jetzt die erwünschte Ewigkeitspause machen 2. Ihr verstorbener Mann soll sie auf einer weißen Wolke abholen 3.und wie beschrieben, unseren späteren Besuch, den wir erhalten sollen Wir kennen Frau M. schon seit fünf Jahren, ihr Körper ist leicht, schwach und ans Bett gebunden. Ihr Geist und Denkvermögen unbeeinträchtigt, vital und ihre Art inspirierend. Bei unseren Besuchen haben wir philosophiert, politisiert, Gedanken ausgetauscht, Gedichte gelesen, Geschichten einer Flucht und die Vergangenheit einer Wirthaustochter angehört und wertvolle Gedanken ausgetauscht. Frau M. hat in ihrem Leben Vögel beobachtet und dazu Gedichte geschrieben, wir durften sie anhören. Uns Clowns begegnet viel im Pflegeheim, die Perspektive ist eine andere, als für diejenigen, die ständig und tagtäglich pflegen, unser Auftrag ja auch ein anderer. Unsere Nase und unser Kostüm bescheren uns allerlei Möglichkeiten und zuweilen sind wir auch Gebissfinder, Brillenputzer, Tränentrockner, Lieblingsgäste, Lachgesellen, Mutmacher, Erinnerungsforscher, Zuhörer, Improvisationstalente, Gesangskünstler, Ersatzbesucher, Vergangenheitsbewältiger, Nachrichtenüberbringer, Kaffeegäste, Zeitvertreiber, Abwechslungsbringer, Rollatorensortierer, Seifenblasenartisten und liebevolle Nichtsnutze. Frau M. ist im Juli diesen Jahres verstorben, einer ihrer letzten Sätze war: " Ihr habt mein Leben ein bisschen schöner gemacht." Das dürfen wir genauso zurückgeben. "Möge immer jemand an deiner Seite sein, der dir Worte des Lebens sagt, der in dein Lachen einstimmt und der deine Lieder kennt." aus: Wünsche für dein Leben von Adèle Geras Ja, sollte ich einmal gepflegt werden müssen, so möchte ich mich ab und zu mit jemanden unterhalten, gerne lachen und ich möchte, dass man meine Biografie und auch meine Playlist kennt. THX, MERCI & BESOS Eure Lilli Spirelli
Die Magie der Tage "zwischen den Jahren" ist der uralte Brauch der Rauhnächte- und tatsächlich wohnt diesen Nächten ein Zauber inne. So zieht mich diese Zeit seit Jahren immer wieder in ihren Bann. An diesen Tagen verreise ich nicht, ich trenne mich bewusst von Dingen, die ich nicht mehr brauche, miste und schlafe aus. Ich lese viel, koche wenig und lasse mich durch den Tag treiben. Bewusst halte ich mir Termine vom Leib und begehe meine ganz persönlichen Rauhnächte, indem ich ab dem Weihnachtsabend jeden Monat des vergangenen Jahres revuepassieren lasse. Ich führe kein Tagebuch, da bin ich zu faul, aber einen Kalender den ich sehr kreativ halte. Im Lauf des Jahres sammeln sich Postkarten, Zetteln und Gedanken an, die schöne Erinnerungen sind. Tatsächlich war von Januar bis März, zu Lockdownzeiten terminlich wenig los im Kalender, aber es kamen neue Menschen in mein Leben und es war eine Zeit voller Schaffenskraft und Lernkurven. Es war eine Zeit voller umgesetzter Ideen, - eine davon die homebubble, die im Ferbruar in der Pforzheimer Zeitung veröffentlicht wurde. Ende vom Jahr halte ich alles in einem gebundenen Buch in den Händen. Das Clownsein ins Netz zu verlegen, lies mich ungeplant zur Clownfluencerin werden und die Rückmeldungen zu meinen Statussen und geschenkten Geschichten und Gedanken war reine Freude. Das Wiedersehen mit Clownsfreunden im Juni in Tübingen zu Clownsarbeit war unvergessen, wieder in Gemeinschaft zu Musik zu tanzen und zu proben, war ein sensibelschönes Gefühl. Im Sommer nach Dänemark, das hyggelige Königreich mit den glücklichsten Menschen auf der Welt. Begegnungen, Gespräche, Erkenntnisse und viel Bereicherung waren mir insgesamt 3100 Kilometer wert. Meine Wolke (mein Bus) brachte mich über die Lüneburger Heide und Brücken, Seen, Fjorde und Fähren zu Städten, Dörfchen, Loppemarkeds, Slots und Museen. Neue Clownsschuhe und ein Kleid waren meine Secondhandausbeute! Clownerisch hatte ich zu tun im Kloster Reute, Clownin im Kloster und dem Thema "Die Vier Humore" Ich entdeckte die Melancholie. In Lörrach machte ich sozusagen "Grenzerfahrungen", da ich an einem Wochenende in Deutschland, Frankreich und der Schweiz war- und das zu Fuß! Ich war im Norden -mit Flug und Zug- in Hannover und studierte mich in Pantomime und entdeckte weiter meine Körperausdruckskraft. Ich übernachtete in der Galerie Diede in Beulich im Hunsrück, führte dort Gespräche zu meinem Novemberthema "Clown und der Tod" und gab mich meiner Kunstliebe hin. Im schönen München begab ich mich ins deutsche Museum und auf den Viktualienmarkt, ein bisschen Hofbräuhausflair und Schickeria. Im November dann führte mein Weg mit meiner Wolke nach Bad Hersfeld, in Hessen, a bissle weit, aber es hat sich gelohnt und war wunderschön. Es war mein Anfang zur Clownslehrerin und ein ganz besonderer Höhepunkt in meinem Jahr 2021! In meinem Kalender kleben auch drei Impfpflaster, die für mich doch besondere Bedeutung haben. Dann noch Konzert- und Theaterkarten, Monty Python, "Das Leben des Brian" und "a tribute to george michael" und eine Eselwanderung bereicherten mein Jahr. Das größte Geschenk war jedoch die Nachricht im August, wieder als Clownin in unsere Heime zu dürfen. Nach all der Zeit, nur wenig Kontakt per Telefon oder Mail, da alle dort so viel zu tun hatten. Nach mancher Todesanzeige, in der wir erfuhren, dass Heimbewohner verstorben sind. Das Glücksgefühl, dass Menschen, auch jenseits der neunzig an Lebensjahren, uns wiedererkannten und sich freuten, uns wiederzusehen. Auch so manchen leeren oder neu besetzten Platz zu sehen, auch der Zahn der Zeit zu erkennen, der dann doch in 18 Monaten nicht halt macht. Auch liebe Kollegen aus der Pflege wiederzusehen und sich verbunden fühlen. Nun bleibt zu hoffen, dass das Jahr 2022 uns alle neue Wege gehen, Traditionen bewahren und viel Gemeinschaft erfahren lässt. Dass wir Normalität nicht langweilig finden, Frieden und Gesundheit uns allen wichtig sind. Nicht zu vergessen ist auch, dass man sich jederzeit auch ganz persönlich etwas wünschen kann- und Vorsicht! Wünsche können auch in Erfüllung gehen! Nun wird in den Rauhnächten geräuchert, ganz im Sinne der Tradition unserer clownischen Vorfahren, den Gauklern und Spielleuten, die Kunst, Magie und Heilen vereinten. In diesem Sinn: Lachen ist die beste Medizin! Thx, Merci & Besos Eure Lilli
Novemberthema "Eines Tages sterben wir, Charlie Brown." Snoopy antwortet: "Ja, aber an allen anderen Tagen werden wir leben." Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also hört auf, euch wie ein Andenken zu behandeln, esst leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer, sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge. Seid albern. Seid freundlich. Seid komisch. Für nichts anderes ist Zeit. (Unbekannt) Eines Tages werden wir sterben, ja, soviel ist sicher. Aber wie gehen wir um, mit dem Tod, dem Sterben und der Trauer, für Menschen, die nicht mehr unter uns sind? Der Herbst zeigt uns das Loslassen und der Winter kommt, oft ganz überraschend, obwohl im Kalender längst wiederkehrend angekündigt. Menschen, die sich mit dem Tod befassen, haben mehr vom Leben. - Mit der Auseinandersetzung mit dem Tod - auch dem eigenen - dem Leben - vor allem dem eigenen - betrachtet man das Leben als Geschenk und nicht als etwas Selbstverständliches. Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst. Der Tod hat viele Gesichter, er kommt nach einer langen, schweren Krankheit, oft, wenn ein Mensch noch zu jung ist und doch noch was vom Leben gehabt hätte. Er kommt bei alten Menschen, hochbetagt und körperlich höchstgebrechlich als Erlösung. Er kommt als Suizid, inmitten einer Depression oder einem scheinbar aussichtslosen Leben, für die Familie unverständlich und lässt offene Fragen zurück, für die es keine Antworten gibt. Er kommt als Unfalltod, technisches Versagen, einmal nicht aufgepasst und teuer mit dem Leben bezahlt. Er kommt unverhofft im Schlaf oder einfach so, ohne jegliche Vorwarnung, ist ein Leben einfach zu Ende. Der Tod macht vor keinem Alter halt. "Wer weiß wie nahe mir mein Ende! Hin geht die Zeit her kommt der Tod." beschreibt Ämilie Juliane von Schwarzenburg im Kirchengesangbuch ein Lied. Die Trauer dauert ein Leben lang, auch wenn Jahre vergehen bleibt im autobiografischen Gedächtnis ein Mensch in unseren Erinnerungen. Erinnerungen sind Glanzleistungen unseres Gehirns und machen uns Menschen aus. Menschen leben in und mit uns weiter, auch wenn sie nicht mehr unter uns sind, sondern in unserer Erinnerung. Bei unseren Clownsvisiten im Pflegeheim begegnen uns manchmal Momente der Trauer um einen Menschen, dessen Tod Jahre oder gar Jahrzehnte zurückliegt. In diesen Momenten fragen wir sensibel nach, was waren die Erlebnisse, die mit diesem Menschen geteilt wurden. Der Zauber liegt im Zuhören, diesen Gedanken Raum zu geben. Es hat etwas sehr Berührendes, diese Geschehnisse zu teilen und diesem, uns unbekannten Menschen, unsere Aufmerksamkeit zu schenken, vielleicht noch ein Lied für ihn zu spielen, was auch immer. Es ist teilweise so, dass Menschen im Alter diesen Wunsch verspüren, noch einmal das Lebensthema ihrer Trauer zu erzählen. Manchmal scheint es so, als habe die länger zurückliegende Trauer im Alltag keinen Platz mehr, und doch ist es eine persönliche Entscheidung, wie ich diesen Menschen in meinem Leben behalte, auch wenn jemand in seine Lebensrolle getreten ist. Früher war es ein Trauerjahr, einmal alle Jahrestage ohne diesen Menschen zu erleben. Heute wissen wir, dass Trauer ein ganz persönlicher und individueller Prozess ist, auf die jeder ein Recht hat. Der Umgang mit Sterben, Tod und Trauer darf neu gedacht werden. Auch neue Rituale und eine andere Bestattungskultur. Kleine Steine auf die Grabstelle legen, wenn man am Grab war, finde ich einen schönen Brauch, der aus dem Judentum kommt. Darf ein Clown in ein Hospiz? - Die Frage geht an die Menschen, die ihren Lebensweg in einem Hospiz zu Ende gehen und sich dies wünschen. Im Pflegeheim begleiten wir Menschen über eine lange Zeit, es ist uns wichtig, den Wunsch eines Bewohners zu erfüllen, vor allem dann, wenn es der letzte ist. Wir haben uns diesem sensiblen Thema gewidmet. Aneinander und miteinander gearbeitet, Erfahrungen mit der eigenen Trauerbiografie ausgetauscht und eigene Gedanken dazu entwickelt. Wir habe Bücher gewälzt, uns mit Menschen ausgetauscht, die beruflich mit dem Thema Tod und Trauer konfrontiert sind. Und nach all diesen Erkenntnissen- ja, sind wir bereit, auch Einsätze anzubieten, wo wir gebraucht werden. Eure Lilli und den einen oder anderen der Clownsgemeinde
Once upon a time a clown was in a Kloster... Eintauchen in eine Welt, die mir im normalen Leben verschlossen bleibt., noch schöner war der Gedanke als Clown diese Welt zu erleben, mir Ruhe zu gönnen und eine Zeit der Stille zu erleben. Mit allen Sinnen auf der Suche nach dem passenden Sinn für Humor. Die Zeichen stehen auf Wiederanfang, zunächst klein und zaghaft und voll Dankbarkeit, nach dieser Zeit der Isolation, Veränderung und des Umdenkens. Clownarbeit-Köper-Stimme-die vier Humore-Spiel und Training Die Reise geht ins Clownsinnere und führt zurück zu Hippokrates, dem wohl berühmtesten Arzt des Altertums und seiner Lehre der Körpersäfte. Die spannende Welt der Sanguiniker, Melancholiker, Phlegmatiker und Choleriker. Es ist das innere Geheimnis, der Körperschatz der entdeckt werden will, sich innerlich hinzugeben und sich mit ganzer Clownsseele als Sanguiniker entdecken und zeitgleich die Melancholie zu erspüren. Meine Facetten zu erkennen, alle Anteile zu haben, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung und zu lieben was ist. Mit Hingabe eine melancholische Clownin zu spielen, die cholerisch einen Blumenstrauß pflückt. Die Möglichkeit entdecken, sich neu zu erfinden und zu entscheiden, welchen Humor ich nutze und wie kann ich es umsetzen, für mich und mein Publikum. Eine, als durch und durch sanguinische Clownin eine phlegmatische Rede zu halten und mir dieser Diskrepanz bewusst zu sein. In allen Elementen herumhüpfen zu dürfen und das eigene Hauptelement bestens zu kennen. Once you are a clown you can never go back. You know to much. - Jango Edwards - - Das Labyrinth - Kraftorte suchen- Kräfte bündeln - Sinn für Sinn - meinen eigenen Weg gehen Hinter den Klostermauern befindet sich ein Labyrinth. Seit Jahrtausenden begehen Menschen Labyrinthe, sie gehören zu den ältesten Symbolen der Menschheit. Man findet sie in allen Kulturen und Kontinenten. Labyrinthe sind Pilgerwege der Seele. Diese Wege können vielfältig sein, aber sie haben alle das selbe Ziel: Gott und sich selbst zu finden. Das Klosterlabyrinth im Kreis besteht aus drei Umwegen, die in die Mitte führen, ausgelegt mit Wendungen und Kehren. Die Wegstrecke ist begleitet von verschiedenen Pflanzen, die mit Farben, Formen und Düften zum Verweilen einladen. Man darf die Augen schließen. Jede Wendung ermöglicht eine neue Sichtweise, eine andere Perspektive. Das Ziel des Weges ist die Mitte. Auch wenn der Weg viele Umwege mit sich bringt, kannst du vertrauen, dass er zur Mitte führt. Es ist Zeit zu verweilen, zurück und nach vorne zu sehen, die Kostbarkeit der Schöpfung und des Augenblicks zu genießen. In der Mitte, der Platz zu sitzen und innezuhalten. In den Himmel zu schauen und sich gehimmelt fühlen und zur Erde, um sich zu erden im Hier und Jetzt. Wer nur den Himmel sieht, geht an den Herausforderungen des Alltags vorbei. Wer nur zur Erde schaut, übersieht, dass es im Leben auch Himmlisches gibt. -Begegnungen- "Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen" Guy de Maupassant Es war eine schöne Sommerwoche im Kloster Reute, in Bad Waldsee und den Begegnungen mit den Ordensschwestern der Franziskanerinnen. Ich durfte Lebenswerke bestaunen, wie Sr. Ludgeras Stickereien zur Schöpfung, und Schwester Miriam begegnen, die sich spontan für mein Foto bereit erklärt hat. Vielen Dank - es war echt seelenrelevant! Thx und besos Lilli
Eine ereignisreiche Zeit ist gerade auf der Welt, auch mit dem dicksten Fell, das man sich angelegt hat, kann man sich nicht den aktuellen Themen entziehen. Inmitten dieses großen Ganzen, bekommen wir Clowns die Nachricht, dass es wieder möglich ist, unsere Arbeit nach 18 Monaten der Pandemie aufzunehmen. Wie geht sowas? Nach diesen langen Monaten, die für jeden von uns eine Tiefe erhielten, die zuvor nicht vorstellbar war, ergibt sich für mich auch ein emotionales Gedankenkarussell. Natürlich, ihr könnt es euch denken, überwiegt die unendliche Vorfreude, wieder meiner Herzensangelegenheit nachzugehen. Aber, und auch das hat Platz, kommen mir noch andere Gedanken. Beschäftigt hat mich in dieser Zeit, das Gefühl der Ohnmacht und Hilfslosigkeit. Ich kann nirgendwo helfen, sosehr ich es auch gerne getan hätte und es mir gewünscht habe. In der Clowngemeinde kamen neue Ideen für Möglichkeiten auf: Im Garten auf dem Balkon oder mit Maske zu spielen? Und auch Zweifel, wir brauchen unsere Mimik, unser Lachen oder einen bestimmten Blick. Wir brauchen unsere Stimme und unsere Präsenz! Auf Abstand spielen, wäre "da und doch so fern" zu sein. Bedenken kamen auch bei mir, verstehen das unsere Bewohner, auch mit demenzieller Erkrankung und wie gehe ich mit diesem vorgeschriebenen Abstand um? -Geklatscht habe ich zu keiner Zeit. ------------- Aber Respekt habe ich, vor dem Beruf in der Pflege und was es diesen Menschen in dieser Zeit abverlangte. Ich bin dankbar für Freundschaften, die mir offen standen zum Austausch und mit mir verbunden sind. Berührt haben mich die posts der "Jerusalema Dance Challenge", mit dem Ziel Mut zu machen und in Verbindung zu bleiben und Solidarität zu erzeugen. Ich selbst habe an einem Chorprojekt mitgewirkt und "Like a bridge over troubled water" von Simon and Garfunkel gesungen, ich sehe es mir von Zeit zu Zeit an, und ja, es schafft Verbundenheit, gemeinsam zu singen. "...and in this world of troubles, my music pulls me through! Es war schmerzlich zu erfahren, dass Menschen in dieser Zeit verstorben sind. Ihnen sei an dieser Stelle ein Platz in meinem Herzen gewidmet. --------------------------------------- Und nun kam er also der erste Einsatz im Seniorenheim und die Vorbereitung dazu. Lampenfieber kann man es nicht nennen, was mich an diesem Morgen umtrieb. Eher die Gedanken, was erwartet mich? Erkennen uns die Menschen wieder und was hat sich verändert. Bei einem Kind ist die Entwicklung von 18 Monaten immens, wie sieht das, im Alter, am Ende des Lebens und noch schlimmer, nach so einer langen Isolation aus? Atmen hilft und das Wissen, der gute Clownpartner an meiner Seite teilt meine Gefühle und unsere gegenseitige Unterstützung ist uns gewiss. Auch unsere Einstellung zur Wertschätzung unseres Auftrags und Profession, seit über drei Jahren arbeiten wir zusammen, viele geteilte Momente verbinden uns. Atmen und eintreten und der erste Platz ist leer.----- Der Platz eines Bewohners, der verstorben ist. Die Erinnerung an ihn, seinen Platz am Eingang, das Teilen seiner geliebten Bonbons und sein Lieblingslied. "Smoke on the water", unvergessen. ------- Doch dann, Pflegeübergabe, Freude über Austausch unserer so unterschiedlicher aber doch ergänzender Arbeit, Freude über einen willkommenen Empfang und eine gute Kommunikation auf Augenhöhe. Wie schön und wertvoll! Jetzt ist es Zeit, das Kostüm anzuziehen ,warm up und - nein, nicht auf eine Bühne sondern in die Gänge des Seniorenheims einzutauchen. "Oh, when the clowns go marchin´in...." schon unsere Musik schafft neugierige Blicke und was soll ich sagen, das Herz geht auf! Eine Bewohnerin die ausschließlich spanisch spricht, können wir mit clownesken Spanisch samt improvisierten Flamenco eine große Freude machen, damit hat die Señora heute nicht gerechnet, aber wer rechnet schon mit einem Clown? Auch ihr Sohn, freut sich über unseren Besuch. Ja, alles ist da: Wiedersehensfreude, auch bei fortgeschrittener demenzieller Erkrankung, sofortiges Erkanntwerden, nachdenkliche Blicke, die sagen: "Die kenn ich doch?" , leere Plätze, ein durch den Tod getrenntes Ehepaar, für die wir Liebeslieder gespielt haben und neue Bewohner, die wir kennenlernen durften. All diese Emotionen erreichen uns in fast zwei Stunden Clownsarbeit und wollen nach Feierabend verarbeitet werden. Und dann noch die Besuche auf den Zimmern, Anklopfen und der sublime Moment, in dem wir die Tür aufmachen. Wir besuchen eine Bewohnerin, ------- sie wird im Herbst 97 Jahre alt. Ihr Körper ist ans Bett gebunden. Wir haben ihr viele schöne Geschichten zu verdanken! Sie erkennt uns sofort und wir reichen uns zu dritt die Hände und schließen einen Kreis. ----- Wir haben nicht gedacht, dass wir uns in diesem Leben wiedersehen, ist mein stiller Gedanke.-------- Wir singen für sie "Irgendwo auf der Welt gibt's ein kleines bisschen Glück..." Comidian Harmonists Das Lachen kam an diesem Mittag nicht so unbeschwert daher wie gewohnt und meine Stimme blieb etwas weg. Abschiedslied : "Auf wiedersehen, auf wiedersehen, bleib nicht so lange fort..." Wir kommen wieder, versprochen! Der Knoten im Herrentaschentuch, als Zeichen, wir winken! Adeeeee! Nase ab, raus aus dem Kostüm und schön wars! Pure Wiedersehensfreude! Noch wichtig: 1.Nix ist erfunden! 2.In meiner Geschichte gibt es mit Recht viele Gedankenstriche, an den Stellen habe ich mir tatsächlich viele Gedanken gemacht und dies über dieses wunderbare Satzzeichen nochmals zum Ausdruck gebracht. 3.Zuletzt noch dies: Es gibt Menschen die uns begleiten, durch ihr Interesse, Zuspruch, Gedanken, Wünsche, Nachrichten, Nachfragen... alles ist angekommen und alles ist Energie und dafür allen DANKE!!! THX und dicke Besos Lilli
Lilli Spirelli in der Ausstellung #pARTicipate im Schloss Bruchsal, 2018 "Lilli macht sich Kunst" - in Edvard Munch - DER SCHREI - THE SCREAM Liebes Coronavirus, du begleitest mich und die ganze Menschheit nun schon ein ganzes Jahr, und ja, schreien könnte man, wie im Gemälde von Edvard Munch "Der Schrei" das 1893 entstanden ist, vor lauter Ungeduld, Beschränkungen und Verordnungen. So ist es jetzt halt und das große Hoffen auf Änderung bleibt. Was alles war! Zu Beginn warst du noch weit weg, in China, da war dein Radius noch überschaubar und doch haben wir von dir gehört, dich bereits wahrgenommen. Doch wenig später warst du in Italien und wir konnten plötzlich nicht mehr nach Tirol, Rom oder in die Toskana reisen. Das war komisch aber vernünftig. Ein paar Tage später hast du mir einen Strich durch meine Reisepläne gemacht. Ein Wochenende im Elsass hatte ich geplant. Du hast dich in Windeseile über Österreich, Deutschland bis nach Frankreich gearbeitet. Auch meine Reise in die Hauptstadt, nach Berlin musste ich absagen. Irgendwie war alles verständlich und es sollte halt nicht sein. Ich habe auch nicht gehadert, ich war froh und dankbar, dass meine Nächsten, Freunde und Verwandte gesund blieben. Nach und nach hast du in alle Länder dieser Welt Einzug gehalten. Du hast auch niemand ausgelassen und es gibt glaub ich, niemand auf der Erde, der nicht von dir betroffen ist oder zumindest von deiner Existenz weiß. Einkaufen wurde zu einem gespenstischen Unternehmen. Grenzen schlossen europaweit und der Flugverkehr wurde eingestellt. Liebes Coronavirus, das war noch nie so! Und weiter noch: Wir mussten alle zu hause bleiben. ... Auch ich. Ich war zu hause, wegen dir. Alle anderen auch, das fühlte sich irgendwie fair an, aber auch beängstigend. Dann habe ich die Zeit genutzt. Ich habe gelesen, viel gelesen. Ich habe geweiselt, also meine Waschküche, den Hausgang den Keller. Ich hatte seit Jahren viele Ideen, die ich umsetzen wollte, sobald ich Zeit habe. Doch die Wochenenden waren zu kurz, die Ferien verplant. Liebes Coronavirus, ich habe meinen Garten verschönert, Sträucher gepflanzt und mir zu Weihnachten ein Vogelhaus gewünscht. Ich habs sogar bekommen, füttere Vögel und habe mein altes Fernglas gereinigt, um meine gefiederten Gäste beobachten zu können. Ich habe alte Fotos sortiert, ich bin praktisch mein Leben nochmal durchlaufen, mich an wichtige Stationen erinnert, an Menschen, die noch zu mir gehören und mit mir älter geworden sind, Menschen die ich in Liebe und Schmerz verabschieden durfte, Menschen die nicht mehr in meinem Leben präsent sind. Ich habe geputzt, entrümpelt, losgelassen. Ich habe lange Spaziergänge gemacht, ohne vorher ins Auto zu sitzen. Ich habe gekocht und gebacken, viel ausprobiert. Ich habe gemalt, geschrieben, gegrübelt. Manchmal hast du mir etwas Angst gemacht, manchmal war ich optimistisch, manchmal habe ich dich vergessen. Liebes Coronavirus, du hast mich geerdet, entschleunigt und mir gezeigt, dass ich dankbar sein kann für das was ich habe. Ich habe durch dich gespart, Klamotten, Benzin und Dinge. Wegen dir kann und habe ich jetzt online-Konferenzen und muss keinen Parkplatz suchen und habs bequem zu Hause. Ich habe einen Kater bei mir aufgenommen, ich habe ihn Hannibal genannt, ich liebe ihn tierisch. Auch meine beiden Reisen konnte ich nachholen, zwischen zwei Wellen bin ich praktisch durchgesurft, mit Maske und Hygiene. Für die Begegnungen und Erinnerungen bin ich unendlich dankbar. Aber: In all der Zeit habe ich die Menschen nicht vergessen, die täglich von dir sehr betroffen waren. Denen du einen viel größeren Strich durch die Rechnung gemacht hast, denen du den Lebensfaden abgeschnitten hast und auch die, die mit dir oder durch dich starben und die, die dich hatten und wieder gesund wurden. All die, die täglich in allen Intensivstationen dieser Welt hunderte mal Ihre Schutzkleidung an- und ausziehen mussten und auch Angst hatten sich anzustecken, sie hatten ja deine Auswirkungen direkt vor Augen. All die, die an den Supermarktkassen sitzen, anfangs noch ungeschützt, und kein Klopapier mehr zu verkaufen hatten. Die Menschen in den Altenheimen, die die Depression aushalten mussten, als die Gänge leer waren und der Besuch draußen bleiben musste. Die, die Menschen so würdevoll wie es ging, in den Tod begleitet haben. Die, die ihre Geburtstage allein feiern mussten. Liebes Coronavirus, ich habe viel durch dich gelernt. 2020 sollten alle meine Wünsche in Erfüllung gehen, und 2021 war ich dankbar für alles, was ich habe. Liebes Coronavirus, jetzt wäre ich wieder bereit, für die Welt da draußen. Ich hätte jetzt mal wieder Lust auf einen Flohmarkt, eine kleine Reise und eine Feier, ohne, dass ich vorher die Gäste oder Haushalte zählen muss. Ich wäre bereit für ein zweites LIVE-AID-KONZERT zugunsten der Menschen, die Unterstützung brauchen. Ich wäre bereit für eine Welt ohne Meeresplastik, Massentierhaltung und Umweltwahnsinn. Ich möchte auch nicht mein ganzes, altes Leben zurück. Ich habe durch dich gelernt, dass nicht alles gut war. Aber Teile davon schon. Schließlich war auch vieles total wunderbar. Eins ist sicher, ich werde dich nicht vergessen. Lilli Zum schönen Schluss noch Gedanken zur Geduld von Hermann Hesse: Geduld ist das Schwerste und Einzige, was zu lernen sich lohnt. Alle Natur, alles Wachstum, aller Friede, alles Gedeihen und Schöne in der Welt beruht auf Geduld, braucht Zeit, braucht Stille, braucht Vertrauen. -Hermann Hesse- P.S. Dass ausgerechnet ich einen Beitrag über Geduld schreiben kann, macht mich jetzt doch stolz, froh und dankbar. Ich hätte es spontan kaum für möglich gehalten. (Menschen, die mich kennen übrigens auch nicht!)